Zentral-auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen
Inhalt
Allgemein
Die Diagnose zentral-auditive Verarbeitungsstörung (ZAVS) bedarf einer gründlichen audiologischen und psychometrischen Hörtestung, die übereinstimmend auf eine solche Störung hinweisen.
Die zentral auditive Verarbeitung lässt sich generell unterteilen in die Aufmerksamkeit, das Arbeitsgedächtnis, die auditive Wahrnehmung und in Klassifikationsleistungen wie Analyse, Synthese und Ergänzung. Die auditive Wahrnehmung besteht aus den drei Funktionen der Lokalisation (Ortung) von Lauten, der Diskrimination (Unterscheidung) von Lauten und der Selektion (Zusammenstellung) von Lauten.
Symptome
Folgende Symptome können einzeln oder kombiniert auftreten:
- Bei der Störung der auditiven Aufmerksamkeit werden auditive Reize nicht oder nur teilweise wahrgenommen.
- Eine auditive Speicherungsstörung ist kennzeichnend dafür, dass auditive Stimuli nicht oder nur teilweise gespeichert werden können.
- Tritt eine akustische Sequenzstörung auf, gelingt es nicht die akustischen Stimuli in vorgegebener Reihenfolge wiederzugeben beispielsweise Silben in vorgegebener Reihenfolge zu wiederholen.
- Liegt eine gestörte Schalllokalisation vor, werden die Richtung und Entfernung auditiver Reizquellen nicht richtig erkannt. Dies beeinträchtigt die Entdeckung vom Entstehungsort einer Schallquelle und behindert auch ihr Verhalten im Straßenverkehr.
- Besteht eine Diskriminationsstörung können auditive Reize nicht richtig von einander unterschieden werden. Dadurch kommt es möglicherweise zu Verwechslungen bei Minimalpaarwörtern: Teller-Keller. Dies kann eine mögliche Ursache bei Aussprachestörungen sein. Auf außersprachlicher Ebene gelingt die Unterscheidung bezüglich der Dauer, Lautstärke und Tonhöhe eines Lautes oder Geräusches nicht.
- Unter einer Selektionsstörung versteht man, eine Abgrenzungsstörung von akustisch relevanten Informationen zu Neben- und Hintergrundgeräuschen.
Die Betroffenen tun sich schwer damit, relevante Informationen beispielsweise eines Sprechers (Lehrers) aufzunehmen ohne von den Umgebungsgeräuschen abgelenkt zu werden. Dies ist jedoch maßgeblich für die Lernleistung eines Schülers. - Es gelingt einem Kind mit Analysestörung nicht, Einzellaute in Wörtern zu identifizieren oder die Position von Lauten im Wörtern (An-, In-, Auslaut) nicht korrekt zu bestimmen.
- Stellt man bei einem Kind eine Synthesestörung fest, ist das Zusammensetzen von Einzellauten oder Silben zum Wort, gestört. Auch kann das so Zusammengesetzte nicht dem entsprechenden Sinn zu geordnet werden und hat somit einen bedeutsamen Einfluss auf das Lesen lernen.
- Bleiben Lückenwörter vom Betroffenen unausgefüllt bzw. lassen sie sich nicht zu verstehbaren Äußerungen ergänzen, spricht man von einer Ergänzungsstörung.
Therapie
Neben dem Therapiekonzept zur Behandlung der auditiven Verarbeitungsstörungen, sollen andere zu behandelnde Entwicklungsbereiche stets mit in die Gesamtbetrachtung einbezogen werden.
In den aufgeführten Teilfunktionen werden Übungen auf außersprachlicher Ebene zur Geräuschverarbeitung, Tonverarbeitung, Klangverarbeitung und Verarbeitung von stimmlichen Reizen und auf der sprachlichen Ebene in Form von Laut-, Silben-, Wort- und Satzverarbeitung angeboten.
- In der sprachtherapeutischen Übungsbehandlung wird die Basisfunktion der auditiven Aufmerksamkeit für Geräusche, für Töne und Klänge und für die menschliche Stimme sowie für die Sprache geweckt.
- Zudem sind die Fähigkeiten des Arbeitsspeichers hinsichtlich der auditiven Speicherung und der akustischen Sequenz besonders entscheidend für die Verarbeitung auditiver Informationen. Hierbei können die neu erlernte Lernstrategien die Merkleistungen entscheidend steigern. In den sprachtherapeutischen Stunden wird das Kind lernen Anzahl und Folgen von Geräuschen, Klängen und Tönen wiederzugeben, Rhythmen sowie Laute, Wörter und Sätze in einer Reihenfolge korrekt zu merken und somit wiederholen zu können.
- Mit den Übungen der Lokalisation auf außersprachlicher Ebene wird anfangs die Verbesserung des Richtungshörens geübt. Ein Ziel ist es, die auditiven Stimuli schneller orten zu können. Auch sprachliche, auditive Reize werden dem Betreffenden angeboten. Abschließendes Ziel ist es, dass der Betreffende sich insbesondere sprachlichen relevanten Stimuli besser zuwenden kann.
- Die Übungen zur Diskrimination befassen sich mit der Unterscheidung von nonverbalen Stimuli wie Dauer, Tonhöhe und Lautstärke und verbalen, sprachlichen Stimuli. Bei den sprachlichen Stimuli wird in gleich/ verschieden ausgewählt.
- Um die Selektionsfähigkeit zu steigern, werden relevante Stimuli aus Umgebungsgeräuschen herausgefiltert. Dies kann auch anhand von Computerprogrammen unterstützt werden.
- Die Übungen zur Analyse von auditiven Stimuli unterteilen sich in Identifikations- und Positionsbestimmungsübungen von Lauten.
- Bei den Syntheseübungen werden akustische Reize zu einem komplexen Gebilde wie Wort, Satz oder Text zusammengefügt.
- Verbessert man die Ergänzung von Wortteilen sollen akustisch unvollständige Informationen zu einem sinnvollen Ganzen ergänzt werden. Hierzu ist ein entsprechend umfangreicher Wortschatz entscheidend.
- Durch die Kombination einzelner Teilfunktionen kommt es zu Verknüpfungen von auditiven Teilfunktionen untereinander.
- Auch kompensatorische Hilfen wie Bilder können helfen, sollten jedoch anschließend wieder ausgeblendet werden.
Haben Sie Fragen zu diesem Thema?
Bitte melden Sie sich telefonisch, per E-mail oder nutzen Sie unser Kontaktformular.
Termin vereinbaren
Für eine direkte Terminabsprache ohne vorhergehendes Beratungsgespräch nutzen Sie bitte unseren Online-Terminkalender oder rufen Sie uns an,
Ihr Team Anja Bartels